Geschichte Jungborn

Nachdem die erfolgreiche Eigentherapie Just´s durch Mundpropaganda viele Menschen erreicht hatte und er auch schon einigen geholfen hatte, bei denen die Schulmedizin nicht mehr helfen konnte, wurde er von diesen Menschen mehr und mehr gedrängt eine Anstalt für seine selbst entwickelten Heilverfahren zu gründen. 1895 erwarb Adolf Just daraufhin das Gasthaus „Eckerkrug“ mit einigen Wiesen-, Acker- und Waldflächen im Eckertal bei Stapelburg. Am 1. April 1896 erfolgte der erste Spatenstich für die Kuranstalt. Das Gelände erstreckte sich über ca. 30 Morgen (75 000m²). Er teilte es in verschiedene Parks ein (Damen- und Herrenluftparks sowie den Friedrichspark). Die Naturheilanstalt wurde mit dem Namen „Jungborn“ am 21. Juni 1896 eröffnet. In den weiteren Jahren entstanden in den Parks eine Anzahl von Lichtlufthäuschen, Lufthütten, Speisesäle, Verwaltungs- und Versorgungsgebäude. Der Kurbetrieb war anfangs nur von April bis Oktober möglich, in der Zeit fasste der Jungborn ca. 250 bis 300 Gäste, die Kurdauer betrug 3 - 6 Wochen.

Adolf Justs engster Mitarbeiter wurde Ende 1896 sein Bruder Rudolf, dieser gründete am 1. Februar 1897 den „Jungborn Verlag“ in Bad Harzburg, über den fortan die Herausgabe der Jungbornschriften abgewickelt wurde. Im Jahre 1898 wurde die äußere Anwendung der Heilerde eingeführt.

Ein in Bad Harzburg ansässiger Arzt war ab 1898 für den Jungborn zuständig und sollte nur die Aufnahme von Patienten und Gästen mit ansteckenden Krankheiten verhindern. Er führte diese Tätigkeit bis 1903 aus.

1900 bis 1909

Im Jahre 1903 heiratete Adolf Just seine Maria, sie lebten mit ihren fünf Kindern auf dem Jungborngelände. Die Leitung des Damenparks übernahm von 1900 bis 1915 Mathilde Kreuzer, sie war allseits eine sehr geachtete Mitarbeiterin. Rudolf Just, der im Jahre 1904 Teilhaber der Kuranstalt wurde lebte ebenfalls mit seiner Frau Anna und seinen fünf Kindern im Jungborn.

Von 1905 bis 1923 war Dr. med. Reinhold Haferland als erster Arzt im Jungborn tätig. Dieses war Voraussetzung für den weiteren Erhalt des Jungborns. Weil Dr. Haferland die Naturheilverfahren des Jungborn akzeptierte stellte ihn Rudolf Just ein.

1907 musste Adolf Just sich vorm Wernigeröder Landgericht rechtfertigen. Schulmediziner, die in Just eine Gefahr für seine Patienten sahen, klagten gegen seine unkonventionellen Heilmethoden. Im gleichen Jahr erfolgte die Neugründung des Jungborns als private Krankenanstalt.

Rudolf Just übernahm am 06.06.1908 die Leitung des Jungborn. Adolf zog nach Blankenburg/Harz um, wo er sich fortan mit naturgemäßen Obstanbau beschäftigte.

Die Errichtung des „Jungbornshaus“ einem Reform- und Versandhaus erfolgte 1910 auf einem durch Rudolf Just gekauften Grundstück in Bad Harzburg.

1910 bis 1929

Am 15.01.1918 gründete Adolf Just die Heilerde Gesellschaft LUVOS GmbH Blankenburg / Harz und Vertrieb von da an diesen Löß als „LUVOS-Heilerde“ zur innerlichen und äußerlichen Anwendung in Deutschland und im Ausland.

Der ab 1923 im Jungborn lebende Dr. med. Erich Kügelgen war mit der ärztlichen Leitung betraut. Im darauf folgenden Jahr 1924 wurde der Kurbetrieb auf das ganze Jahr erweitert. Es wurden feste Bauten errichtet, wie zum Beispiel das Bade-, Linden- und Birkenhaus. Hinzu kamen elektrisches Licht, Quellwasserleitung und Kanalisation. Somit war ein breiteres Behandlungsspektrum möglich, im Sommer fasste der Jungborn zwischen 500 und 1000 Kurgäste.

Der Starnberger See war ab 1925 Adolf Justs neues Zuhause. Ein Jahr später überreichte ihm die Hochschule für Naturheilverfahren in New York das Diplom des „Doctor of Naturpathy“ für seine Verdienste um die Einführung einer reinen Naturheilkunde.

Im Jungbornverlag erschienen 1926 die ersten „Jungborn-Blätter“.
Die Kuranstalt Jungborn wurde am Ende der zwanziger Jahre Ortsteil von Stapelburg.

1930 bis 1942

Im Jahre 1930 wurde der Jungborn erweitert. Durch Pacht der Villa Waidmannsruh sowie durch Kauf des benachbarten Föhrenhauses.  Dort wurde eine Sehschule nach dem Vorbild des amerikanischen Arztes Dr. W. H. Bates untergebracht. Die Sehschule betreute Hauptsächlich Dr. Walter Just (Sohn von Rudolf) der seine Tätigkeit als praktischer Arzt 1930 im Jungborn begann.

Nach einem erfüllten Leben verstarb Adolf Just am 20. Januar 1936 am Starnberger See.

Im  Oktober 1936 verunglückten Dr. Walter Just und sein jüngerer Bruder Günter bei einem Autounfall tödlich.

Von 1938 bis 1939 übernahm Dr. med. Gerhard Ockel die ärztliche Leitung im Jungborn, er war der letzte angestellte Arzt.
1939 wurde Armin Just (zweitältester Sohn von Rudolf Just) Teilhaber und war in der Geschäftsführung tätig.
 

1943 bis 1951

Von Dezember 1943 bis März 1945 wurde im Eckerkrug ein Kinderlandverschickungslager geführt. Die Auswirkungen des II. Weltkrieges wurden dann auch ab 1944 im Jungborn spürbar. Die Wehrmacht verfügte die Einrichtung eines Lazarettes und eines Krankenhauses auf dem Gelände der Kuranstalt unter der Leitung von Dr. med. Carl Küchler.

Am 9. April 1945 richtete Oberarzt Dr. Eller ein Truppenverbandsplatz im Haus Waidmannsruh ein. Zwei Tage später am 11. April wurde die Jungborn Anlage von den amerikanischen Truppen besetzt. Rudolf Just vermerkte in seinem Tagebuch am 19. April 1945 „Noch 32 Kurgäste im Jungborn“

Es erfolgte die Aufnahme von Tbc Kranken ab dem 23. April 1945, im Mai des Jahres kam es zur Beschlagnahmung des Jungborn durch den Kreisarzt Dr. Klein, den Lungenspezialarzt Dr. Homburg sowie einem amerikanischen Arztes. Bis zum 22. Mai mussten alle Jungborngäste das Gelände verlassen. Die Entlassung Rudolf Just erfolgte dann am 25. Mai, seine Mitarbeiter entließ man am 31. Mai 1945.

Am 3. Juli 1945 wurde der Jungborn von der Sowjetunion übernommen und ein Tbc-Krankenhaus unter der Leitung von Dr. Homburg eingerichtet. Nach einem erfüllten Leben verstarb Rudolf Just am 7. April 1948, seine Grabstätte befindet sich in Bad Harzburg.

1952 bis 2005

Wegen des Inkrafttretens der Sperrzonenverordnung musste das Krankenhaus im Oktober 1952 geräumt werden. Bis 1958 standen die Gebäude der Kuranstalt leer. Noch im Jahre 1958 erfolgte ein Umbau der Gebäude zur weiteren Nutzung als Altersheim, es bestand von 1960 bis 1962.

Im Januar 1964 kam es zum endgültigen und unwiderruflichen Abbruch des Jungborn. Es erfolgte der Abriss im Zuge der innerdeutschen Grenzsicherung.
Von 1964 bis 1989 lag das Gelände in der Sperrzone.

Nach der Freiräumung der Grenzanlagen im Jahre 1990 ist das Jungborngelände wieder zugänglich. In den darauf folgenden Jahren begannen die Familie Just, der Heimatfreund Winfried Haferland, der Heimatverein Stapelburg sowie Herr Axel Jordan sich mit der Geschichte und dem Gelände des Jungborn zu beschäftigen.

2006 bis 2015

Ab 2006 wurde durch Initiative von Axel Jordan unter der Leitung der Heureka- Bildungs- Seminar GmbH Wernigerode ein Projekt ins Leben gerufen, welches der Recherche über die Geschichte des Jungborn diente.

Es folgten Freischneide- und Aufräumarbeiten auf dem Gelände, sodass am am 17. Juni 2007 eine 111. Jahr-Feier an historischer Stelle stattfinden konnte. Dazu wurde ein Modell des Jungborngeländes im Maßstab 1:100 veröffentlich, dieses wurde anhand alter Fotos und Zeichnungen angefertigt. Des weiteren wurde in feierlicher Zeremonie ein Gedenkstein enthüllt.
Im Herbst 2008 erfolgte das Richtfest des ersten wieder aufgebauten Lichtlufthäuschens im Park „Oberland“

Der Info-Kiosk an der Bad Harzburger Straße wird im Mai 2009 eröffnet.